Wie sehen die Jugendlichen den Wald der Zukunft?
Für einmal haben wir der «jungen Waldgeneration» eine Plattform geboten und sie gefragt, wie sie den Wald sieht, was der Wald für sie bedeutet und wie sie den Wald der Zukunft gestalten möchten. Vom Runden Waldtisch erschien ein Artikel in der Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen.
Artikel in der Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen 2/2022
Erlebnisse im Wald schaffen emotionale Verbindungen früh im Leben. Vertreterinnen und Vertreter der «junge Waldgeneration» diskutiert an einem runden Waldtisch der Arbeitsgemeinschaft für den Wald und stellten fest, dass Handeln im Wald zu mehr Wissen und Verständnis führt.
An den «Runden Waldtischen» der Arbeitsgemeinschaft für den Wald (AfW) werden aktuelle Waldthemen diskutiert. Für einmal wurde der «jungen Waldgeneration» eine Plattform geboten. Die Online-Veranstaltung Anfang Februar stiess auf grosses Interesse. Fast 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten den zehn jungen Waldfachleuten zu und diskutierten mit ihnen über Herausforderungen, Ziele und Visionen für den Wald.
Schlüsselerlebnisse für Jugendliche wichtig
Für die Vertreterinnen und den Vertreter von Jugendorganisationen, Daniel Andersen (Pfadibewegung), Silja Jermann (Jugendgruppen von Pro Natura) und Nathalie Thomé (Jungschar EMK), war klar: «Die Kinder müssen in den Wald!». Sie sollen den Wald erleben, fühlen und spüren. Die Referentinnen und Referenten schätzen die Vielseitigkeit des Schweizer Waldes und wünschen sich eine verstärkte Zusammenarbeit mit Forstfachpersonen. In der Diskussion wurde aber auch klar, dass das Walderlebnis allein noch kein Garant für Umweltbildung ist, und Wissen allein auch nicht automatisch zum Handeln führt. Hingegen führt Handeln zu Wissen. Wichtige Schlüsselerlebnisse für Jugendliche bietet beispielsweise das «Bergwaldprojekt», das von Alexander Carella vorgestellt wurde. Der Einsatz im Bergwald fördert die persönliche und ökologische Bewusstseinsbildung
«Verpflichtung für kommende Generationen»
Aufklärung der breiten Bevölkerung zu Waldthemen ist für Dominik Konrad und Sven Schenk (Forstverein HAFL) zentral, denn «Der Wald braucht uns nicht, wir aber brauchen den Wald.» Allzu oft hätten die Waldbesuchenden ein verklärtes Bild vom Wald und würden es nicht verstehen, wenn Bäume gefällt werden. Holz zu nutzen und zu binden, bedeute aber auch Klimaschutz. Sebastian Wittwer (Förster) wies in diesem Zusammenhang auch auf die Langfristigkeit des Waldes hin: «Wir Förster haben eine Verpflichtung, für kommende Generationen zu arbeiten.» Auch für Pascal Kipf (Klimabewegung) hat der Wald eine zentrale Rolle in der Klimadiskussion, aber nicht nur als Rohstofflieferant und CO2-Speicher, sondern er hat auch eine enorme Bedeutung für die Gesundheit der Bevölkerung. In der Diskussion wurde klar, dass die Balance zwischen der ökonomischen Nutzung und den ökologischen Funktionen des Waldes in Zukunft eine grosse Herausforderung bieten wird.
Gegenseitiges Verständnis als Herausforderung
Genau dazu machte sich Michael Grütter (Jäger und Forstingenieur) Gedanken. Für ihn ist klar, dass der Wald auch ein Rückzugsort für Wildtiere sein muss. Der Wald werde von verschiedenen Akteuren sehr intensiv genutzt, zum Teil auch übernutzt. Die Bewirtschaftung des Waldes müsse aber auch den Ansprüchen der Wildtiere gerecht werden.» Er sieht die Multifunktionalität des Waldes und das gegenseitige Verständnis für die unterschiedlichen Interessen als grosse Herausforderung. Dabei ist das Waldwissen zentral, das von den Bildungsinstitutionen kommt. Dieser Aussage stimmte Johanna Wierer (akademische Forstkommission, AFK der ETH) zu. Die «Waldis» der AFK treffen sich seit 150 Jahren, um über den Wald zu fachsimpeln, lehrreiche Event zu organisieren und den Professoren auf die Finger zu schauen.
Der Runde Waldtisch zeigte auf, dass die zehn eingeladenen Vertreterinnen und Vertreter der «junge Waldgeneration» sehr viel über den Wald und seine Funktionen wissen. Die Diskussion verlief interessant, respektvoll und verständnisvoll für die Anliegen der anderen. Allgemein wünschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr Mitspracherechte bei Entscheiden in Bezug auf Waldthemen.
Die Referentinnen und Referenten
- Daniel Andersen (Pfadibewegung Schweiz)
- Alexander Carella (Bergwaldprojekt)
- Michael Grüter (Jäger)
- Silja Jermann (Jugendgruppen von Pro Natura)
- Pascal Kipf (Klimabewegung Schweiz)
- Dominik Konrad (Studium Waldwissenschaften an der HAFL)
- Sven Schenk (Studium Waldwissenschaften an der HAFL)
- Nathalie Thomé (Jungschar EMK)
- Johanna Wierer (Akademische Forstkommission der ETH)
- Sebastian Wittwer (Förster der Stadt Illnau-Effretikon)